Heute als Landespräsident des Pensionistenverbandes Niederösterreich und Vizepräsident des Seniorenrates ist es mir, Hannes Bauer, 24 Jahre später, das gleiche Anliegen: im Falle eines Schlaganfalls die Sterblichkeitsrate zu senken und bleibende Schäden zu verringern. Denn an dieser Grundthematik hat sich bis heute nichts geändert, wenngleich die Personalsituation und der medizinische Fortschritt sich seither gravierend verändert haben. Es muss sich daher diese medizinische Weiterentwicklung in den Stroke Units voll widerspiegeln.
Problembeschreibung/Risikogruppe
Ein Schlaganfall hat das negative Potential mehr als ein Leben zu verändern. Jenes des/der Betroffenen, aber auch des familiären Umfeldes.
Ein Schlaganfall ist auch die häufigste Ursache für bleibende Behinderung im Erwachsenenalter und die dritthäufigste Todesursache in Österreich. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an: etwa 50 Prozent aller Schlaganfälle ereignen sich bei Menschen, die älter als 70 Jahre sind. Allein dieser Überblick zeigt, dass diese Thematik für die ältere Generation und deren Organisationen eine besondere Bedeutung hat, wenngleich auch jüngere Menschen einen Schlaganfall erleiden können. Schätzungen zufolge sind etwa fünf Prozent aller Betroffenen jünger als 40 Jahre alt. Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren gehören Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Stress und Bewegungsmangel.
Versorgungssicherheit
Es gibt verschiedene Arten von Schlaganfällen, allen ist allerdings eines gemein: Bei der Behandlung zählt jede Minute – oder anders ausgedrückt: Je schneller und reibungsloser die Versorgungskette funktioniert, umso weniger Schäden treten auf. Mit zeitnaher Behandlung können Folgeschäden minimiert und Genesungspotentiale maximiert werden!
Daher ist es unerlässlich, in der Region Ost und damit auch in NÖ, ein flächendeckendes Netz an Stroke Unit Standorten – erweitert um Interventionseinheiten zur Behandlung von Gefäßverschlüssen 24/7 einzurichten - die eine zeitnahe Versorgung unserer Patientinnen und Patienten gewährleisten können.
Die Anzahl der notwendigen Standorte ergibt sich aus der Inzidenz (Häufigkeit des Krankheitsbildes) und darf nicht nur innerhalb der Bundesländergrenzen gedacht werden. Diese engen Zusammenhänge erfordern bereits in der Planung beste Zusammenarbeit, um im Sinne einer guten öffentlichen ärztlichen Versorgung moderne Medizin auch in Zukunft für alle, die das brauchen, nach menschlichem Ermessen zu gewährleisten.
Klar ist auch, dass es nötig sein wird mindestens zwei derartige Funktionseinheiten im eigenen Bundesland durchgehend vorzuhalten, um damit einen angemessenen Beitrag in der Region Ost zu leisten.
Stroke Units in NÖ befinden sich aktuell in Horn, Mistelbach, Amstetten, St. Pölten, Wr. Neustadt, Tulln und Mödling. Eine Thrombektomie (als Spezialbehandlung für besonders schwere Fälle) wird lediglich in St. Pölten, Tulln und Wr. Neustadt angeboten. Eine Abdeckung über die Woche ist derzeit aber nur abwechselnd über alle 3 Standorte möglich. Da es dabei immer wieder zu Engpässen bei der Vorhaltung dieser modernen medizinischen Versorgung kommt, ist aus meiner Sicht eine konkrete Standortentwicklung alternativlos, um 7 Tage die Woche verlässliche Erreichbarkeit dieser Leistungen sicherzustellen. Genau deshalb muss unser Ziel sein, gemeinsam mit der NÖ-Ärzteschaft, mit der wir auch in allen anderen Teilbereichen der Medizin daran arbeiten, dass moderne Medizin in der nötigen Dimension über eine gute und moderne Pflichtversicherung finanziell abgesichert wird.
Das Ziel des Pensionistenverbandes und der NÖ-Ärzteschaft ist es Lösungen zu finden die im Sinne aller Betroffenen eine adäquate Versorgung in allen fünf Gesundheitsregionen sicherstellt. Es ist klar, dass nicht jede Krankenanstalt alle Problemfelder abdecken kann; auch die Medizin spezialisiert sich in allen Bereichen zunehmend und seltene Problematiken sind am besten dort aufgehoben, wo Spezialisten laufend damit befasst sind.
Forderung
Nach unserem Verständnis ist es allerdings im Sinne der Patientinnen und Patienten, dass die Akutmedizin zumindest 90% der Fälle in der eigenen Gesundheitsregion abdecken kann. Es ist Aufgabe der Öffentlichen Hand, diesen Bereich der Daseinsvorsorge ausreichend zu finanzieren.
Das bedeutet einerseits in einem Flächenbundesland wie NÖ die bestehenden Strukturen geografisch optimal zu verteilen und diese um Interventionseinheiten zu erweitern, die das benötigte Leistungsspektrum abdecken können. Dies kann nur erfolgen, wenn ausreichend gutes Personal zur Verfügung steht, um diese Strukturen auch tatsächlich rund um die Uhr anbieten zu können.
Sicherheit im System
Es ist selbstverständlich, dass dieses System nur dann lückenlos funktionieren kann, wenn die extramuralen Systempartner, wie die Rettungsorganisationen und die Notruf NÖ GmbH miteingebunden sind, um sicherzustellen das unnötige Anfahrten und Weiterverweisungen vermieden werden.
Weiters müssen wir auch daran arbeiten die Bedeutung dieser gemeinsamen Strategie und die gesundheitsökonomische Bedeutung einer flächendeckenden Versorgung herauszuarbeiten. Eine gut funktionierende Akutversorgung kann familiäre Herausforderungen in der Folge eines Schlaganfalles verringern und auch Folgekosten für das Gesundheitssystem vermindern. Oft stehen PatientInnen nach einem Schlaganfall vor langwierigen Rehabilitationsmaßnahmen und/oder einer beruflichen Reintegration. Bei Pensionistinnen und Pensionisten geht es einfach darum, möglichst viele gesunde Lebensjahre noch zu erleben.
Im Sinne dieser Strategie ist es notwendig auch landesübergreifende Lösungen und damit länderübergreifende Kooperationen anzustreben. Betroffene oder deren Angehörige haben zu Recht kein Verständnis, dass lange Anfahrts- und Umwege in Kauf genommen werden müssen, wo auf der Strecke oder in unmittelbarer Nähe eine Versorgungsmöglichkeit gegeben ist – (in Wien, Burgenland, Oberösterreich oder der Steiermark).
Ich hoffe, dass diese Vorschläge in einem regionsübergreifenden Dialog aufgegriffen werden, um das Sicherheitsgefühl im Gesundheitsbereich weiter anzuheben.
Meiner Auffassung nach bedarf es daher landesübergreifende Lösungen, die am besten durch Kooperationsverträge – als Start sollte Wien/NÖ angestrebt werden -
nach dem Motto „Zwei Länder - Eine Versorgungsregion“.
https://gesundheitsfonds-steiermark.at/schlaganfall/