© Pvö Nö

Das Arbeits- und Leistungspotenzial der älteren Generation stärker nutzen

In einem kürzlich erschienen Beitrag wurde das „Comeback der PensionistInnen“ interessant dargestellt. Offensichtlich sind wir Älteren in der aktuellen Lage des Arbeitsmarktes ein Lichtblick. In vielen Bereichen geht uns nicht die oft befürchtete Arbeit aus, sondern immer mehr die ArbeiterInnen.

Kaum eine Branche, in der nicht über zu wenig Fachpersonal geklagt wird, besonders im Tourismus und der Gastronomie, aber auch in vielen technischen Berufen und bei Dienstleistern. Wir müssen also immer mehr in der „neuen Gesellschaft“ generationsübergreifend denken und handeln, d.h. die alten Klischees einfach hinter uns lassen und auf unsere Lebenskraft und Lebensfreude stärker setzen: das sind zum guten Teil unsere Kinder und Enkelkinder, aber auch die Freude an unseren eigenen Fähigkeiten, wie Organisationskraft, sich in die alten oder auch neuen Arbeitsprozesse einbringen zu wollen, sowie das große Feld der freiwilligen Arbeit, wie z.B. im Pensionistenverband (PVÖ).

Deutschland: der kleine Generationenvertrag

Eine Untersuchung in Deutschland verdeutlicht in Zahlen die Bedeutung des sogenannten kleinen Generationenvertrages: rund 50% der Zeit werden für die Betreuung von Enkel und Urenkel aufgebracht, rund 60% laden sie zum Essen ein und springen mit über 40% im Krankheitsfall ein und leisten Arbeiten im Haushalt und bei Reparaturen. Aber auch viel Geld fließt von Alt zu Jung: regelmäßig werden von 40% Unterstützungen geleistet, helfen bei finanziellen Schwierigkeiten und lassen zu rund 15-20% die Jungen bei sich kostenlos wohnen. Ohne Schenkung und Erbschaftssteuer beträgt in Deutschland der jährliche Geldtransfer rund 10 Mrd. Euro, das wäre auf Österreich umgerechnet, rund 1 Milliarde Euro jährlich.

Wissen und Erfahrung der Älteren nutzen?

Dazu kommen neben diesen menschlichen Aspekten, die Überzeugung, dass wir das Wissen – den Wissenstransfer – erhalten und brauchen, denn die Expertise der 60- bzw. 65jährigen darf für eine Volkswirtschaft nicht verloren gehen. Ob diese Generation allerdings bereit ist, sich weiter einzubringen, hängt vor allem davon ab, wie mit ihnen bisher, besonders in den letzten Jahren in ihrem Erwerbsleben, umgegangen wurde. Eine Firma, die signalisiert, dass man nicht mehr gebraucht wird und man auch sonst nur mangelnde Wertschätzung erfährt, z.B. keine Weiterbildungsmöglichkeit ab einem gewissen Alter und vieles mehr wird diese Bereitschaft nicht fördern.

Bereitschaft zur Mitarbeit

Umfragen zeigen allerdings, dass sich 2/3 vorstellen können, in irgendeiner Form weiter beschäftigt zu werden. Diese hohe Bereitschaft, sich freiwillig unter neuen Gegebenheiten im Sozialrecht einzubringen, wird besonders wichtig, weil die Weltwirtschaft von einer steigenden Verschuldung geprägt ist. Allein in der Pandemie stieg die Schuldenquote – auch der reichen Länder – um etwa 15%, wie aus einem Artikel vom 20.05.2022 der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hervorgeht. Geschätzt wird die Verschuldung auf rund 305 Billionen Dollar, wobei besonders hohe Beiträge aus den USA und China stammen. Corona zwang eben die Regierungen zu hohen Unterstützungen – auch in Österreich. Aber ob die Finanzhilfen immer berechtigt waren, zeigt die aktuelle Diskussion über die Profiteure.

Finanzhilfen in Zeiten einer Pandemie

Die Notwendigkeit Geld für die Kurzarbeit zu geben, steht außer Zweifel, allerdings gibt es auch Leistungen an große Fachhändler, die den Umsatz deutlich steigern konnten und auch Dividenden an die Aktionäre ausschütteten. Viel Geld floss natürlich in den Tourismus und die Gastronomie. Aber auch hier gibt es große Handelsketten, die auch Corona-Unterstützung erhielten, die manches mal ein Vielfaches ihrer Steuerleistung betrug.

Diese Beispiele zeigen deutlich, den Bedarf nach gerechten steuerrechtlichen Regelungen, nach dem Grundsatz, wo das Geld verdient wird, soll es auch versteuert werden.

Auch die Anpassung in der Sozialgesetzgebung, z.B. Abschaffung der Pensionsbeiträge für arbeitende PensionistInnen (eine gewisse Verbesserung wurde durch die Regelung „Aufschubzeit“ erreicht) dürfen nicht dazu führen, dass die grundsätzlichen Rechte in irgendeiner Form negativ verändert werden.

Energiequellen für die Zukunft

Auch die große Angst, dass der Gashahn bei wachsenden „Energiehunger“ zugedreht wird, hebt das Streben nach neuen Energiequellen, wie z.B. Wasserstoff oder Wasserkraft, die zu einer Zerreißprobe zwischen Stromanbietern und Naturschutz führen können. Dieses Dilemma wird es in ganz Europa und der Welt geben, trotzdem müssen wir im Interesse des Klimas weltweit einen Ausweg aus diesen Krisen finden, die meines Erachtens nur über technische und gesellschaftspolitische Neuerungen verlaufen können. Wir erleben ein Jahrzehnt der tiefgreifenden Veränderungen, aber auch der Chance – trotz des Krieges durch den Aggressor Russland – für eine friedliche und gemeinsame Zukunft zu arbeiten.

Der PVÖ lädt jeden ein, sich daran zu beteiligen, um auch seine Zukunft mitzugestalten, denn jeder von uns wird ein Stück seines Lebens in dieser Zukunft verbringen.