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Globaler Verteilungskampf erfordert gerechtere Strategien

Es gibt Ereignisse, die eine Phase des Umbruchs einleiten – wie z. B. ein Erdbeben, Krieg oder Corona – die Menschen zutiefst verunsichern und das soziale Verhalten wie auch die Wirtschaft zu völlig neuen Denkmustern drängen.

In der Coronazeit wurden plötzlich Dinge möglich, die zuvor nicht möglich waren z.B.: Homeoffice auf breiter Basis. Diese Veränderungen führen teilweise zu Unordnung sowie Chaos und münden auch im Aufbegehren. In der Tat will sich ein großer Teil der Welt nicht mehr mit einer untergeordneten Rolle zufriedengeben und fordert mehr Gerechtigkeit - wie die kürzlich abgehaltene G20 Konferenz in Indien eindrucksvoll gezeigt hat.

Alte Weltordnung oder „Neugestaltung“?

Ja, die Welt spaltet sich auf, auf die, die die alte Ordnung verteidigen (Europa und die USA, die ihre politische Vorherrschaft durch die „Allianz der Demokratien“ abzusichern versucht) und jene, die die Neugestaltung wollen, also die Länder des globalen Südens sowie China und Russland, um einige zu nennen. In dieser Entwicklungsphase kommen auch viele negative Entwicklungen zum Vorschein, wie es Hans Platzgumer (Musiker und Schriftsteller) im Kurier vom 2.9. in einem Beitrag ausdrückte; Eigenschaften wie Egoismus, Kurzsichtigkeit, Ausgrenzung, Gewalttätigkeit, Feindseligkeiten und anderes mehr werden sichtbar. Diese Entwicklung wird auch von politischen Bewegungen genutzt und daher haben aus diesem sich einengenden Sichtfeld heute Nationalisten, Rechtspopolisten und Verschwörer, ein leichteres Spiel. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass mit der fortschreitenden Zivilisation nicht nur eine technologische, sondern auch eine ethische Weiterentwicklung gegeben sein wird.

Die Pandemie zwingt uns unser „Weltbild“ anders zu sehen

Die Erschütterung durch Corona hat uns gezeigt, dass die Welt, in der wir uns gut eingerichtet haben auf Dauer so nicht funktionieren wird, da sie zu Verwerfungen führen, die kaum bewältigbar sind. Dazu kommt die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI), die zusätzlich noch das soziale Gefüge weiter ins Wanken bringt, wenn kein ausreichendes Regelwerk – frei von Vorurteilen und Diskriminierung – entwickelt wird.  Wie soll man sonst die größte Herausforderung, die Klimakrise anders bewältigen können? Sie wird zwar immer präsenter, aber die Maßnahmen dagegen wirken ziemlich unkoordiniert und teilweise hilflos.

Trotz der weltweiten Naturkatastrophen wie Dürre, Brände und Überschwemmungen, Hitzewellen und Wirbelstürme, Wasser- und Nahrungsknappheit und Existenzverlusten zeigen die weltweiten Strategien kaum ausreichende Veränderungen, ja der Raubbau an den Ressourcen unseres Planeten geht weiter, immer mit dem Ziel, die Profite zu steigern – auch ohne Rücksicht, wie lange dies überhaupt noch möglich ist.

Ja, es gibt den „globalen Verteilungskampf“!

Jedenfalls zeigt sich hier ein erbitterter globaler Verteilungskampf auf nationaler und internationaler Ebene. So stellt der Oxfam-Bericht aus dem Jahr 2020 fest, dass die Reichsten 10% (rd. 630 Mio. Menschen), 52% der CO² Emissionen seit 1990 verursacht haben, das Reichste 1% sogar für 15% verantwortlich sind, während die ärmere Hälfte der Menschheit nur 7% der CO² Emissionen verursachen.  Die Politik muss daher dringend aus ihren Schützengräben heraus und Klimaschutz nicht gegen Wohlstand ausspielen. Diese notwendige Strategie kann aber nicht nur den Marktkräften überlassen, sondern muss als gesamtpolitische Aufgabe gesehen werden. Die Sozialdemokratie hat immer die gesellschaftlichen Weichen gestellt und wird auch in dieser Phase sie stellen müssen.