In einer gemeinsamen Pressekonferenz verwiesen Gerstorfer, Korosec und Mayrhuber auf die aktuellen AMS-Daten, die zeigen, dass die Arbeitslosigkeit von Frauen deutlich stärker steigt als jene von Männern und insbesondere Frauen über 50 überdurchschnittlich betroffen sind; jede sechste arbeitslose Frau ist inzwischen über 55 Jahre alt, und die Vormerkdauer ist bei Frauen zwischen 55 und 64 deutlich länger als bei Jüngeren.
3 Forderungen für mehr Chancen am Arbeitsmarkt
1. Faire Chance: Schluss mit Vorurteilen gegenüber älteren Frauen
„Die Zahlen des AMS sind ein Alarmsignal – es darf nicht sein, dass Frauen nach Jahrzehnten der Arbeit, Kindererziehung und Pflege am Ende ihrer Berufslaufbahn monatelang in der Arbeitslosigkeit feststecken“, warnt Birgit Gerstorfer. Sie fordert einen Paradigmenwechsel in Gesellschaft und Unternehmen, mehr Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen 50+ in Medien und Wirtschaft sowie eine klare Wertschätzung der vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten von Frauen, die bisher kaum berücksichtigt werden.
Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik müssen zusammengedacht werden
Gerstorfer verlangt, dass Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik endlich zusammengedacht werden, damit längere Phasen von Arbeitslosigkeit und Teilzeit nicht automatisch in Altersarmut münden. Ziel müsse sein, Frauen 50+ nicht als „Kostenfaktor“, sondern als erfahrene Leistungsträgerinnen zu sehen, deren Kompetenzen aktiv genutzt werden.
2. Alter(n)sgerechte Arbeitsplätze schaffen
Ingrid Korosec betont, dass Frauen 50+ besonders gefährdet sind, durch längere Arbeitslosigkeit und geringere Einkommen in die Armutsfalle zu geraten, und spricht von einer Frage der Fairness und gesellschaftlichen Verantwortung. Sie fordert einen sozialpartnerschaftlichen Schulterschluss zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, um gezielt alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze zu schaffen.
Anreize für Unternehmen Frauen 50+ zu beschäftigen
Dazu brauche es Anreize für Unternehmen, die Frauen 50+ beschäftigen – etwa steuerliche Vorteile für Betriebe, die Frauen ab 55 einstellen, sowie einen Ausbau der „Aktion 55plus“ mit einem eigenen Frauenbudget. Gleichzeitig sollen Weiterbildung und kostenlose, niederschwellige Umschulungen in Zukunftsbranchen – insbesondere MINT-Berufe – für Frauen 50+ massiv ausgebaut werden.
3. Wiedereinstieg nach Betreuungsphasen und Teilzeit verbessern
Christine Mayrhuber weist auf die langfristigen Folgen einer unzureichenden Arbeitsmarktintegration von Frauen hin. Niedriglohnbeschäftigung, längere Phasen der Arbeitslosigkeit und langjährige Teilzeit (mit Teilzeiteinkommen) führen nicht nur während der Erwerbsjahre zu geringerer finanzieller Absicherung, sondern wirken in einem einkommenszentrierten Pensionssystem bis ins Alter nach: 2024 lag die neu zuerkannte Alterspension von Frauen um 36 Prozent unter jener der Männer. Die Armutsgefährdungsquote alleinlebender Frauen im Pensionsalter betrug 28 Prozent und war damit nahezu doppelt so hoch wie jene der Männer (15 Prozent).
Bessere Aufklärung über finanzielle Folgen von Teilzeit
Eine bessere Aufklärung über die finanziellen Folgen von Erwerbsunterbrechungen und Teilzeiteinkommen sowie die automatische Zusendung der Pensionskontomitteilung ab dem 25. Lebensjahr würden wichtige Orientierung bieten. In Kombination mit einer flächendeckenden Betreuungsinfrastruktur und einer stärkeren Übernahme von Betreuungsarbeit durch Männer würden die Rahmenbedingungen für Frauen am Arbeitsmarkt deutlich verbessern. Darüber hinaus braucht es verstärkte Weiterbildungsangebote und mehr Gesundheitsprävention – auch direkt in den Unternehmen –, denn Menschen mit 50 Jahren haben noch rund ein Drittel ihrer Erwerbsphase vor sich.
Mayrhuber unterstreicht, dass Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik zwei Seiten derselben Münze sind und daher gemeinsam adressiert werden müssen, damit sich die ökonomische Lage sowohl der Jungen wie auch der Älteren strukturell verbessert.
Gemeinsame Botschaft
„Wir wollen keine Symbolpolitik, sondern konkrete Verbesserungen – von Qualifizierung über bessere Rahmenbedingungen bis zu steuerlichen Anreizen“, halten die drei Spitzenvertreterinnen fest. Ihre gemeinsame Botschaft: Die Erfahrung von Frauen 50+ ist ein Gewinn für jedes Unternehmen und muss sich endlich in fairen Chancen am Arbeitsmarkt widerspiegeln.
3 Forderungen, 3 Kontrollschritte
„Wir werden genau darauf schauen, ob unsere Forderungen auch tatsächlich erfüllt werden“, betonen Gerstorfer, Korosec und Mayrhuber – und zwar durch:
1. Quartalsmäßiges Monitoring der Umsetzungsschritte anhand folgender Daten:
- Beschäftigung von Frauen nach Altersgruppen
- Arbeitslosenquoten der Frauen nach Altersgruppen
- Zugänge von Frauen in die Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen
- Durchschnittliche Vormerkdauer von Frauen nach Altersgruppen
- Zugänge in die Pension von Frauen – im Vorjahresvergleich (aktuellste verfügbare Zahlen)
- Entwicklung von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung – im Vorjahresvergleich (aktuellste verfügbare Zahlen, Mikrozensus)
- Durchschnittlich geleistete Arbeitszeit in Voll- und Teilzeit (aktuellste verfügbare Zahlen, Mikrozensus)
2. Wenn nichts weitergeht, wollen die drei Frauen das Gespräch mit den zuständigen Ministerinnen und Ministern sowie mit den Sozialpartnern (WKO, AK, IV) suchen.
3. Und sie kündigen laufende Information der Öffentlichkeit über den Stand der Dinge an.
