Zur neu aufgeflammten Debatte über das Pensionsalter hält der Präsident des unabhängigen Pensionistenverbandes Dr. Peter Kostelka fest: „Die aktuelle Debatte über das Pensionsantrittsalter geht völlig am Kern vorbei. Der Pensionsantritt ist in erster Linie abhängig von der Arbeitswelt, in der es dringender Änderungen bedarf, um Menschen überhaupt in die Lage zu versetzen, lange beruflich tätig zu sein. Nur altersgerechte Arbeitsbedingungen ermöglichen es, bis zum Regelpensionsalter zu arbeiten.“
Kostelka sieht die Zeit gekommen, eine grundlegende Reform der Arbeitswelt anzugehen. Denn was nützt es, das Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen, wenn viele schon davor entweder den Job verloren haben und demnach aus der Arbeitslosigkeit in Pension gehen müssen oder der Arbeitsdruck und die Belastungen dazu führen, dass die Menschen einfach nicht so lange arbeiten KÖNNEN und der Pensionsantritt daher aus dem (Langzeit-)Krankenstand heraus erfolgt.
Kostelka: „Statt mit einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters die Menschen weiter zu verunsichern, gilt es vielmehr, ein gesundes und förderndes Arbeitsumfeld zu schaffen. Denn der Druck auf die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist vielfach zu hoch. Hier müssen die Dienstgeber ihre Verantwortung wahrnehmen!“
Laut Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer halten es rund vier von zehn Arbeitnehmer:innen ab 45 Jahren für unwahrscheinlich, ihren Beruf noch im Alter von 65 Jahren ausüben zu können. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Druck, der auf ArbeitnehmerInnen lastet. Dies zeigt sich auch in der Arbeitslosen-Statistik, wo die Arbeitslosenquote bei Älteren höher ist als bei jüngeren Jahrgängen.
Arbeitsbedingungen passen nicht mehr
Laut WIFO-Vizechefin Mayrhuber in einem kürzlich gesendeten Ö1-Interview gehen zwei Drittel der Männer vorzeitig in Pension. Kostelka: „Ein Beweis, dass die Arbeitsbedingungen einfach nicht mehr passen!“ Die Dienstgeber, die Personalchefs und auch die Politiker*innen sowie die Pensionsexperten sollten hinterfragen, warum sich Menschen trotz Abschlägen von mehr als 15 Prozent für einen vorzeitigen Pensionsantritt entscheiden, oft geradezu in die Pension flüchten. Vielleicht liegt es an den unzumutbaren Arbeitsbedingungen wie ständige Erreichbarkeit, körperliche und psychische Überlastung, stressige Arbeitsbedingungen, immer höhere Leistungs- bzw. Umsatzvorgaben etc., dass viele einfach nicht mehr länger arbeiten KÖNNEN. Die Unternehmen hätten nicht so große Personalsorgen, würden sie bessere Arbeitsbedingungen bieten und altersgerechtes Arbeiten ermöglichen.
Die Forderung des unabhängigen Pensionistenverbandes an Arbeitgeber und Politik lautet daher: Ermöglichen Sie endlich eine altersgerechte Arbeitswelt, schaffen Sie die Rahmenbedingungen dafür! Dann werden wesentlich mehr Menschen auch bis zum Regelpensionsalter arbeiten. Mit verunsichernden Forderungen und Debatten wie der aktuellen erreichen Sie das Gegenteil und treiben noch mehr Menschen in einen frühen Pensionsantritt. Weil Viele die Befürchtung haben: Es wird ja alles nur schlechter…
Kostelka will daher am gesetzlichen Pensionsalter von 65 Jahren festhalten und beruft sich dabei auch auf einen einstimmigen Beschluss ALLER Seniorenverbände, die im Österreichischen SeniorenRAT zusammengefasst sind.