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Vorsicht vor Liebesbetrug im Internet!

Love Scam (Liebesbetrug)“. Das Internet und die sozialen Medien haben die Partnersuche verändert. Doch das birgt auch neue Gefahren: Die Opfer von Online-Liebesbetrug mehren sich. Worauf Sie achten sollten, damit die Suche nach der Liebe im Netz nicht teuer wird.

Die Digitalisierung der Welt – beschleunigt durch die Corona-Pandemie – hat auch vor der Suche nach „der oder dem Richtigen“ nicht Halt gemacht. Doch die erwartungsvolle Freude auf eine neue Liebe, die man online kennengelernt hat, wird immer öfter getrübt.

Kriminelle aus der ganzen Welt haben längst die Partnersuche als einen lukrativen Markt erkannt. Die moderne Form des althergebrachten „Heiratsschwindlers“ hat damit Einzug in einen neuen Kommunikations- und Kontaktraum gehalten– dem Internet. Meistens sind die Täter*innen in professionellen Gruppen organisiert. Profile werden online durchsucht, um passende Anknüpfungspunkte für die Kontaktaufnahme zu potenziellen Opfern zu finden.

Wie auf rosa Wolken

„Scammer (Betrüger)“ gehen äußerst perfide und manipulativ vor.  In gefälschten Profilen mit attraktiven, meist gestohlenen Fotos stellen sie sich als perfekte Partner*innen dar. Die Täter*innen schreiben ihre potenziellen Opfer zuerst an und widmen sich ganz intensiv ihrem Gegenüber. Rasch wird die „Liebe“ gestanden und ein Opfer wird mit Zuwendung, Komplimenten und sehnsüchtigen Nachrichten förmlich „bombardiert“.

Danach wird die Beziehung immer intensiver, natürlich nur online. Selbst Video-Telefonate sind möglich – Täter*innen verwenden dabei im Internet verfügbare Videoausschnitte und reden sich auf eine schlechte Übertragungsqualität aus. Die Opfer schweben auf Wolke 7 …

Plötzliche Katastrophe

Um ein wirkliches Treffen zu verhindern, passiert dann eine „Katastrophe“ (ein Unfall, eine Verhaftung,  …). Der einzige Hintergrund dabei ist, dass die Täter*innen jetzt Geld wollen. Und was wäre man für ein Mensch, wenn man seiner Liebe nicht helfen würde. Ab jetzt bedrohen ständig Krankheiten, Schulden, Verhaftungen oder tragische Ereignisse das Liebesglück. Die einzige Lösung: immer höhere Geldsummen. Kann das Betrugsopfer irgendwann nicht mehr zahlen oder wird es auf einmal misstrauisch, verschwindet die „große Liebe“. Plötzlich ist das Online-Profil gelöscht und die vorher so vertraute Handynummer führt ins Leere. Zurück bleibt „verbrannte Erde“ – sowohl im emotionalen wie auch materiellen Sinn.

Die Dunkelziffer ist hoch

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat kürzlich eine neue Studie zu dieser eher jungen Form der Cyberkriminalität herausgebracht. Rechnet man die Anzahl der gemeldeten Vorfälle in Österreich hoch, kann man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer der Opfer weitaus höher liegt – bei rund 300.000 Fällen!

Aus Scham keine Anzeige

„Love Scam“-Opfer kommen aus jeder Gesellschaftsschicht. Die Erkenntnis, einem Betrüger aufgesessen zu sein, belastet Betroffene stark. Man ist unglücklich, verletzt und noch dazu voller Scham; nicht einmal seinen engsten Freunden oder der Familie will man sich anvertrauen.

Wie peinlich ist doch die  eigene „Dummheit“? Wie kann man nur so blind gewesen sein? Man wird einfach nie mehr Liebe finden. Dazu kommt oft ein wirtschaftlicher Schaden, da man dem möglichen „Herzblatt“ Geld geliehen hat, das man jetzt nicht mehr wiedersehen wird. Lauter Gründe, die dazu führen, dass der Liebesbetrug im Internet leider noch viel zu selten angezeigt wird.

Jede*r kann Opfer sein

Wer nun meint, ihm oder ihr kann so etwas nicht passieren, irrt sich. „Wenn wir von einem Menschen begeistert sind, Gefühle entwickeln, schaltet sich der praktische Hausverstand aus. Die Gefühle überlagern unser rationales Denken. Das kann uns auch bei einem Kontakt online passieren“, unterstreicht Dr. Peter Sippl, Psychotherapeut und Coach, der schon mit vielen „Love Scam“-Opfern zusammengearbeitet hat.

Sollte man auf einen Online-Liebesbetrug hereinfallen, ist es laut Dr. Sippl wichtig, sich nicht in Scham- oder Schuldgefühlen zu vergraben: „Genieren Sie sich nicht für Gefühle. Sie sind Opfer eines Verbrechens geworden, dafür können Sie nichts. Handeln Sie! Sprechen Sie mit Freunden und Familie darüber, scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe anzunehmen und gehen Sie zur Polizei und erstatten Sie Anzeige. Nur so kann die Verfolgung und Ahndung derartiger neuer Verbrechensformen weiter verbessert werden.“ 

Wie kann man sich schützen?

Experten der Kriminalprävention raten dazu, auf Online-Partnerbörsen zurückzugreifen, bei denen ein Mitgliedsbeitrag bezahlt werden muss. Eine Zahlung kann hier nur mit Kreditkarte oder Online-Überweisung durchgeführt werden, das ermöglicht eine Rückverfolgung von Kontakten. Für „Scammer“ eher abschreckend!

Prüfstein reales Treffen

Für die Online -Partnersuche empfiehlt Dr. Sippl eine einfache Grundregel: „Nach dem ersten Online-Kontakt gilt: 3x e-mailen oder chatten, 3x telefonieren und danach ein reales Treffen vereinbaren. Das ist wie ein Prüfstein: Nur so kann man sichergehen, ob man sich wirklich mag und aus dem virtuellen Kontakt mehr entstehen kann. Alles andere ist Zeitverschwendung für alle, so unromantisch das jetzt klingen mag.“

 

Präventionstipps im Überblick:
 

  • Zeigen Sie gesunde Skepsis, wenn Sie jemanden online kennenlernen. Nehmen Sie sich dabei Zeit und lassen Sie sich nicht zu schnell von romantischen Gesten oder Liebesbekundungen mitreißen.
     
  • Überprüfen Sie die Identität: Untersuchen Sie sorgfältig das Online-Profil und die im Internet verfügbaren Daten der mit Ihnen in Kontakt stehenden Person. Suchen Sie in diesen Informationen nach widersprüchliche Angaben. Überprüfen Sie, ob die verwendeten Fotos nicht gestohlen sind, indem Sie eine umgekehrte Bildsuche durchführen.
     
  • Achten Sie auf widersprüchliches Verhalten: Wenn die Person sich in widersprüchlichen Aussagen verstrickt oder plötzliche Verhaltensänderungen zeigt, sollten Sie wachsam sein. Betrüger*innen nutzen Ausreden und Lügen, um ihre Täuschung aufrechtzuerhalten.
     
  • Seien Sie vorsichtig bei finanziellen Forderungen: Kritisches Misstrauen ist angebracht, wenn die Person Geld oder finanzielle Unterstützung verlangt. Betrüger*innen nutzen oft finanzielle Notlagen als Vorwand, um ihre Opfer auszunutzen. Geben Sie niemals persönliche Bankdaten oder andere finanzielle Informationen an Unbekannte weiter.
     
  • Bleiben Sie in Ihrem sozialen Netzwerk: Teilen Sie Infor-mationen über Ihre Online-Beziehungen mit Freunden oder Familienmitgliedern. Das Einbeziehen anderer Menschen kann helfen, objektive Perspektiven und Ratschläge zu erhalten und Betrügereien frühzeitig zu erkennen.
     
  • Seien Sie achtsam bei der Weitergabe persönlicher Informationen: Schützen Sie Ihre Privatsphäre und geben Sie sensible Daten wie Adresse, Telefonnummer oder Bankdaten nur jenen Menschen weiter, denen Sie voll und ganz vertrauen können.
     
  • Nutzen Sie sichere Kommunikationsmittel: Verwenden Sie stets sichere Kommunikationsmittel, insbesondere wenn es um sensible Informationen geht. Verwenden Sie verschlüsselte Messaging-Apps oder sichere Online-Dating-Plattformen, um Ihre persönlichen Daten zu schützen.
     
  • Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl: Wenn Ihnen etwas an einer Online-Beziehung seltsam oder unangenehm erscheint, vertrauen Sie Ihrem Instinkt. Wenn etwas zu schön erscheint, um wahr zu sein, ist es möglicherweise nicht real. Hören Sie auf Ihre Intuition und brechen Sie den Kontakt ab, wenn Sie sich unsicher fühlen.

Weitere Informationen & Tipps: www.liebesbetrug.at