Immerwährende Neutralität ist Teil unserer Staatswerdung in den 50er Jahren.
Dadurch hat Österreich seine Souveränität wieder erlangt. Es gibt politische Gruppierungen, die die Geschichte verdrehen und gegen die Neutralität sind mit dem Argument, diese sei uns von den Alliierten aufgedrängt worden. Leider stimmt diese Denkhaltung nicht mit der realen Geschichte überein, weil man die Vorgeschichte übersieht in der das 3. Reich den Alliierten einiges aufzwingen wollte. Für Österreich war es wohl der beste Weg, die staatliche Unabhängigkeit zu garantieren. Die österreichische Identität, die ja zu Beginn nicht so gegeben war, weil nicht klar war, ob es eine österreichische Nation geben wird. Jedenfalls ist der Begriff der österreichischen Nation sehr stark mit dem Begriff Neutralität verbunden.
Wir müssen daher immer darauf schauen, was bedeutet Neutralität im historischen Kontext und was können wir davon beibehalten. Eine Abschaffung ist keinesfalls ein Thema. Das Neutralitätsgesetz lässt die Ausgestaltung der Neutralität weitgehend offen. Für eine genaue rechtliche Bestimmung wird auf das Völkerrecht verwiesen. Zur Frage, wer die Deutungshoheit hat, hat der Diplomat und Völkerrechtsexperte Franz Zede pointiert zwei Sichtweisen formuliert:
- Korsett-Doktrin: Alle anderen Staaten müssen zustimmen, wenn wir unsere Neutralität anders interpretieren, als bisher.
- Frank-Sinatra-Doktrin: Sieht die Interpretation allein bei Österreich frei nach dem Prinzip „I do it my way!“
Die nächste große Debatte zur Neutralität kam mit dem EU-Beitritt Österreichs. Dieser ist nicht im politischen Vakuum entstanden. Es ist entstanden zu einem Zeitpunkt als sich die Geschichte all dessen, was die Neutralität bis dahin ausmachte, aus dem kalten Krieg heraus verändert hat. Davon war Kreiskys Denken geprägt, weil es ihm darum ging, wie wir uns im kalten Krieg bestmöglich positionieren können. Deshalb war auch in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein EG-Beitritt ausgeschlossen.