Interessensvertretung
Pensionen

© Maria Pernegger | Supersusi

Frau und Pension

Frauen brauchen ein neues Bewusstsein für ihre finanzielle Situation!

Maria Pernegger ist Medienanalytikerin und Geschäftsführerin der Mediaanalyse-Agentur Media Affairs mit den Arbeitsschwerpunkten Bundes-/Gesellschaftspolitik und Wirtschaft. Ihre Studie „Frauen und Geld“ ist 2022 u.a. mit Unterstützung der Arbeiterkammer Wien entstanden.

Susanne Eiselt hat sie für die UG zum Thema „Frau und Pension“ befragt. Ihr zentrales Statement lautet: „Solange Frauen nicht über gleich viel Geld verfügen, sie keinen annähernd gleich großen Anteil am Vermögen besitzen und ihre Arbeit nicht gleich entlohnt wird, bleibt die Realisierung der Gleichberechtigung der Geschlechter utopisch.“

Wo sehen Sie das stärkste „Finanzdilemma“ bei Frauen? Und warum?

Das größte Dilemma ist die fehlende finanzielle Unabhängigkeit. Frauen verdienen aus unterschiedlichen Gründen oft deutlich weniger als Männer oder haben über Jahre hinweg kein Einkommen aus Erwerbsarbeit und können sich kaum Vermögen aufbauen. Frauen sind in der Beziehung finanziell und existenziell von Männern abhängig und so auch in mitunter toxischen Beziehungen aus wirtschaftlichen Gründen gefangen. Frauen sind zudem beim Auseinanderbrechen der Beziehung, als Alleinerzieherin oder im Alter besonders häufig von Armut und finanziellen Sorgen betroffen.

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Ihre Meinung zum Thema „Frau und Pension“?

Ist der Zugang aktiv - nämlich Vorsorge - oder passiv "da bin ich staatlich versorgt"?

Es überrascht mich immer wieder, wie passiv viele Frauen mit dem Thema Geld und Vorsorge umgehen. Man spricht kaum drüber, man beschäftigt sich nur sehr oberflächlich oder wenn es absolut sein muss. Es gibt hartnäckige Vorurteile. „Ich kann das nicht, das interessiert mich nicht, das ist zu kompliziert, mein Mann kann das besser, bei meinem Einkommen zahlt sich das gar nicht aus, etc.“. Solche Einwände sind unter Frauen (selbst unter gut gebildeten und unter Frauen mit gut bezahlten Jobs) besonders verbreitet, das zeigen auch nationale und internationale Studien.

Welche Hindernisse haben Frauen beim Thema Pension? (Teilzeit, Versorgungsarbeit?)

Aktuell sind immer noch primär Frauen für die Kinderbetreuung und die unbezahlte Care-Arbeit verantwortlich. Das könnten zwar auch Männer verstärkt übernehmen, aber Tatsache ist, dass Frauen letztlich immer noch den großen Teil allein stemmen. Es ist diesbezüglich auch immer noch eine sehr hohe gesellschaftliche Erwartungshaltung an Frauen da (Rabenmutter, Karriereweib, etc).

Gleichzeitig gibt es speziell in den ländlichen Regionen oft keine guten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Aus den Jahren oder gar Jahrzehnten, in denen Frauen nicht vollerwerbstätig sind, summiert sich über die vielen Jahren bis zum Pensionsalter eine gewaltige Vermögens- und Vorsorgelücke zulasten der Frauen auf. Für viele kommt das böse Erwachen erst, wenn sie die Auswirkungen in der Pension spüren und/oder der Partner nicht mehr verfügbar ist.

Altersarmut wird oft auch als weibliche Armut gesehen.

Wie könnte das aus Ihrer Erfahrung schrittweise behoben werden?

© Maria Pernegger | Supersusi

Es gibt zwei wesentliche Stoßrichtungen:

1.) Strukturelle Rahmenbedingungen schaffen

  • Kinderbetreuung
  • Faire Aufteilung unbezahlter Arbeit
  • Auch typische „Frauenjobs“ in der Wertigkeit aufwerten

2.) Aufklärungsarbeit vorantreiben

  • Es ist ein Muss, dass Frauen von jungen Jahren an selbst eine Verantwortung und ein Bewusstsein für ihre finanzielle Situation haben und sich mit dem Thema aktiv beschäftigen
  • Finanzbildung/Beratung in Schulen, aber auch für erwachsenen Frauen im Erwerbsleben, Alleinerzieherinnen, Frauen in Trennung und v.a. auch für Frauen im Alter, denn verschiedene Lebensphasen bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich.
  • Politische Verantwortung
    • Gegenwirken bei Gender-Pay-Gap und Pension-Pay Gap
    • Lösungen im Umgang mit unbezahlter Arbeit
    • Wertigkeit von Frauen und deren Arbeit
    • Notwendige Rahmenbedingungen Vereinbarkeit (Kinderbetreuung, etc)

Welche Lösungsansätze oder Perspektiven konnten Sie auch in Ihrer Studie in Hinblick auf eine bessere Altersversorgung für Frauen finden?

Wenn Frauen sich von Jugendalter an über die große Relevanz des Themas und der nachhaltigen Auswirkungen bewusst sind und den finanziellen Aspekt (auch wenn es das Vorurteil gibt, dass das unsympathisch oder unromantisch ist) immer mitdenken, dann wird man da oder dort andere Entscheidungen treffen. Etwa bei Teilzeitarbeit, Berufswahl, Ausbildung, Vorsorge, eigenem Konto.

Die Verantwortung liegt aber bei weitem nicht nur bei den Frauen – hier muss man aufpassen, dass nicht indirekt eine „die sind ja selbst an der Misere schuld“-Haltung entsteht.

Denn dafür, dass Frauen eine Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeit haben, dass genug Kinderbetreuung vorhanden ist oder dass Jobs auch für Frauen fair bezahlt werden, das hängt zu einem großen Teil an den politischen und gesellschaftlichen Strukturen.