Mag. Wolfgang Panhölzl, AK-Wien
Interessensvertretung
Pensionen

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Interview: Wir brauchen eine Neu-Bewertung von Arbeit!

Mag. Wolfgang Panhölzl, Abteilungsleiter für Sozialversicherung in der AK-Wien, im Gespräch mit Dr. Susanne Eiselt, Öffentlichkeitsarbeit des PVÖ-Wien, zu den Themen "Vorbereitung auf die Pension" und "Vermeidung von Altersarmut".

Wie aktiv wird die „Pension“ vorbereitet? - Ihre Erfahrungen?

Die Vorbereitung auf die Pension hängt maßgeblich von der Lebenssituation, aber auch von der Betriebskultur ab. Am besten geplant sind Pensionsübertritte aus der Altersteilzeit. Hier werden etwa fünf Jahre vor dem Pensionsantritt die Weichen gestellt und das Einkommen und die Pensionshöhe mitberücksichtigt. Ganz allgemein beginnen sich die Beschäftigten mit dem Thema ein paar Jahre vor dem Pensionsantritt auseinanderzusetzen. Oder im Fall einer Arbeitslosigkeit auch früher, vor allem, wenn ältere Beschäftigte lange Zeit keinen Job mehr finden und gesundheitliche Probleme da sind, wird den Menschen kaum mehr eine andere Perspektive als die Pension geboten. Auch wenn gesundheitliche Probleme auftreten und man fürchtet, nicht bis zur Pension durchzuhalten, wird aktiv nachgefragt.

Medienreferentin des PVÖ-Wien, Dr. Susanne Eiselt
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Gibt es markante Unterschiede zwischen Frauen und Männern?

Frauen haben aufgrund der gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen einen speziellen Beratungsbedarf. Medial waren die „Teilzeitfalle“ und „geringe Frauenpensionen“ in den letzten Jahren immer wieder Thema, wodurch auch mehr Frauen versuchen, sich vorab zu informieren. Aber auch die Anhebung des Frauenpensionsalters und wieviel ein Pensionsaufschub für die Pensionshöhe bringt, sind für Frauen ganz wichtige Themen.

Was sind aus Ihrer Sicht die „Fallen“, die zu einer „geringen“ Pension und zu „Altersarmut“ führen?

Am Pensionskonto zählt jedes Einkommen und jede Versicherungszeit. Die stärksten Fallen, die zu Altersarmut führen, sind systematisch niedrige Einkommen und systematisch lange Versicherungslücken. Frauen waren vor allem in der Vergangenheit ganz stark von beiden nachteiligen Effekten betroffen. Zum einen war die Erwerbsbeteiligung der Frauen aufgrund von unbezahlter Care-Arbeit (Erziehung, Pflege, Haushalt) gering, dies hat zu langen Versicherungslücken geführt, zum anderen waren und sind die Tätigkeiten, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden (Handel, Gesundheitsdienstleistungen, sonstige Dienstleistungen wie Frisörin, Reinigung etc) sehr schlecht bezahlt. Die Kindererziehungszeiten leisten hier einen gewissen Ausgleich können aber bei weiten nicht die Pensionslücke schließen. Im Alter sind diese Frauen dann oft weiterhin von den „besserverdienenden“ Männern abhängig (und an diese gebunden), da sie aufgrund der Familienbetrachtung auch keinen Anspruch auf Ausgleichszulage haben.

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Bei heute jüngeren Frauen ist die Situation zum Teil anders.

Sie verfügen mehr als früher über gute Bildungsabschlüsse und vor allem die Erwerbsbeteiligung ist deutlich höher. Heute ist vor allem Teilzeit das Problem und immer noch die geringeren Einkommen von Frauen. Die Tendenz zur „freiwilligen Teilzeit“ ist vorrangig im Bereich der Besserverdienenden gegeben.

Eine Falle für die Jungen sind lange Bildungsphasen, in den keine Versicherung vorliegt. Der Nachkauf von Versicherungszeiten ist seit 2010 kaum mehr leistbar. Eine weitere Fallgruppe sind zugewanderte Personen, die nur einen Teil ihres Arbeitslebens in Österreich verbracht haben. Die Pension, die sie aus einem anderen Staat erhalten, ist vergleichsweise meist sehr gering. Da sie auch in Österreich ehr niedrig entlohnte Tätigkeiten ausüben, ist ebenfalls keine angemessene Pensionshöhe erreichbar. Ihr Gesamteinkommen liegt dadurch oft deutlich unter dem Existenzminimum.

„Arbeiten neben der Pension“, weil sie mit ihrer Pension kein Auskommen finden, ist vor allem ein Thema für Frauen und zugewanderte Personen. Auch gesundheitlich eingeschränkte Arbeitnehmer: innen sind oft damit konfrontiert, da Invaliditätspensionen im Schnitt deutlich geringer sind, als reguläre Pensionen.

Welche Strategien und Perspektiven empfehlen Sie, um Altersarmut zu vermeiden?

Ganz wichtig ist eine gesellschaftliche „Neu-Bewertung“ von Arbeit und eine gerechte Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Es ist schon eine bedenkliche Tatsache, dass es in den letzten 50 Jahren in Österreich nicht gelungen ist, Einkommensgerechtigkeit herzustellen, dass Frauen für die gleiche Tätigkeit einfach auch gleich bezahlt werden. Auch die strukturell niedrige Entlohnung von vielen Dienstleistungen angefangen im Gesundheitsbereich und im Handel oder bei Frisörinnen muss sich endlich ändern.

Dann die Strategie mehr Vollzeit statt Teilzeit, dazu braucht es den Ausbau von Kinderbetreuungs- und Pflegeangeboten, damit eine Vollzeiterwerbstätigkeit möglich ist und last but not least die Strategie, ältere Arbeitsnehmer: innen in Beschäftigung zu halten. Dafür sind alternsgerechte Arbeitsbedingungen eine notwendige, aber ganz enorme Herausforderung. Geht es doch darum Arbeitsprozesse in vielen Bereichen so anzupassen, dass eine Erwerbstätigkeit bis zur Alterspension möglich ist. Da stehen wir sehr am Anfang. Es gibt keine wirklichen Anreize für Betriebe ältere Arbeitnehmer: innen zu beschäftigen. Hier braucht es ein wirksamer Bonus/Malus-System. Betriebe, die nicht bereits sind, alternsgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, sollen einen Ausgleich dafür zahlen.

Mag. Wolfgang Panhölzl ist Abteilungsleiter der Sozialversicherung in der Arbeiterkammer Wien, er absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften und ist seit 1998 in der Arbeiterkammer Wien beschäftigt. Panhölzl ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zu verschiedenen Bereichen des Sozialversicherungsrechts.