Landeskonferenz 2023 | Landespräsident Harry Kopietz
Interessensvertretung
Pensionen

© PVÖ-Wien | Schedl

Gegen Pensionsschock und Altersarmut

Pensionistenverband plädiert für zeitgerechte Vorbereitung, umfassende Information und finanzielle Planung des Ruhestands.

Je früher desto besser.

„Der Übertritt in den Ruhestand markiert einen bedeutenden Wendepunkt im Leben eines jeden Menschen. Diese Phase symbolisiert nicht nur den Abschluss eines langen Berufslebens, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels, das Freiheit und Gelegenheit zu persönlicher Entfaltung bietet. Um jedoch diesen Lebensabschnitt in vollen Zügen genießen zu können, bedarf es einer umfassenden und weitsichtigen Vorbereitung – und zwar weit über die finanzielle Planung hinaus“, so Harry Kopietz, Präsident des Wiener Pensionistenverbands (PVÖ). Die zeitgerechte Planung erfolgt jedoch nur dann, wenn eine persönliche Bereitschaft vorhanden ist, auf das Thema „Pension“ genau zu schauen.

Angestellte und Selbstständige

Wobei es hier Unterschiede gibt, sei es zwischen Männern und Frauen und vor allem zwischen Angestellten oder Selbstständigen. In der Wirtschaftskammer nachgefragt wird eines kommuniziert, die Selbstständigen denken kaum an ihre eigene Pension, sondern vielmehr wie lange sie ihr eigenes Geschäft noch führen, es ihnen Freude macht unternehmerisch tätig zu sein und danach der nächsten Generation übergeben können. Ganz anders die Erfahrungen in der Arbeiterkammer.

Mag. Wolfgang Panhölzl, AK-Wien
© Mag. Wolfgang Panhölzl, AK-Wien

Richtige Weichen stellen

„Die Vorbereitung auf die Pension hängt maßgeblich von der Lebenssituation, aber auch von der Betriebskultur ab. Am besten geplant sind Pensionsübertritte aus der Altersteilzeit. Hier werden etwa fünf Jahre vor dem Pensionsantritt die Weichen gestellt und das Einkommen und die Pensionshöhe mitberücksichtigt“, so Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der Arbeiterkammer.

Information: Der Schlüssel zur optimalen Vorbereitung

„Ein nicht zu unterschätzender Aspekt in der Vorbereitung auf den Ruhestand ist die Informationsbeschaffung. Viele Menschen treten ihrem Ruhestand mit unzureichendem Wissen über ihre Pensionsoptionen entgegen. Hier sind Bildung und professionelle Beratung unerlässlich, um fundierte Entscheidungen treffen zu können“ so Hary Kopietz ergänzend.

Gesundheit und Leistungsfähigkeit

Auch wenn im Augenblick immer wieder die Anhebung des Pensionsantrittsalters öffentlich diskutiert wird, so ist es in den letzten Jahren sehr schwierig gewesen für ältere Beschäftigte. Sei es, dass sie durch gesundheitliche Probleme aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind, oder durch andere berufliche Umstände. Die Vermittlung von älteren Beschäftigten ist nach wie vor eine große Herausforderung, und ein Teil der Beschäftigten ist vor der Pensionierung arbeitslos.

Der AK-Experte Panhölzl weiter: „Ganz allgemein beginnen sich die Beschäftigten mit dem Thema ein paar Jahre vor dem Pensionsantritt auseinanderzusetzen. Oder im Fall einer Arbeitslosigkeit auch früher, vor allem, wenn ältere Beschäftigte lange Zeit keinen Job mehr finden und gesundheitliche Probleme da sind, wird den Menschen kaum mehr eine andere Perspektive als die Pension geboten. Auch wenn gesundheitliche Probleme auftreten und man fürchtet, nicht bis zur Pension durchzuhalten, wird aktiv nachgefragt“.

© PVÖ Wien | Ludwig Schedl

Geschlechtergerechtigkeit: Eine unabdingbare Säule

„Die finanzielle Vorsorge muss zudem geschlechterspezifische Unterschiede berücksichtigen. Frauen, deren Berufsbiografien häufig durch Erziehungszeiten oder Pflegeverantwortung unterbrochen werden, stehen vor der Herausforderung, diese Lücken in ihrer Altersvorsorge zu schließen. Auch die Unterschiede zwischen Angestellten und Selbstständigen verlangen nach individuellen Lösungsansätzen,“ so Harry Kopietz weiter.
 

Bezirksvorsitzende Ilse Fitzbauer, Bezirksorganisation Floridsdorf
© PVÖ Wien | Schedl

Neue Lebensphase als Chance für Freiheit und Kreativität

Ilse Fitzbauer, Präsidiumsmitglied des PVÖ-Wien und Vorsitzende des PVÖ-Floridsdorf, plädiert für eine intensive Vorbereitung auf diesen neuen Lebensabschnitt. Sei es eine genaue Planung der Finanzen aber auch eine inhaltliche, persönliche Vorbereitung. „Denn, nach Jahrzehnten der Verpflichtungen, Stress und Druck folgt die Phase der Erholung, Zeit für Neues, für Dinge die Freude bereiten, die man schon immer gerne machen wollte und für die man nie Zeit hatte. Voraussetzung ist, dass man in jedem Alter weiß, was einem Sinn gibt und Spaß macht – dann ist auch der Ruhestand kein Problem. Kann man rechtzeitig vor Pensionsantritt die einfache Frage: „Als was sehe ich mich die nächsten 20 Jahren?“ nicht beantworten, spätestens dann wird es Zeit zu handeln. Erfahrungsaustausch mit anderen, ehemaligen Kollegen oder Freundinnen wäre eine Möglichkeit“.

Ehrenamtliches Engagement sei eine gute Möglichkeit, Kompetenzen einzubringen, aber auch „den Weg zu einem neuen, selbstbestimmten Start in eine weitere berufliche Tätigkeit ist möglich und wird mittlerweile aus den unterschiedlichsten Gründen auch gewählt“, so Ilse Fitzbauer abschließend mit einem Zitat von Loriot:

„Vergessen sollten wir nicht: Es ist unser erster Ruhestand. Wir üben noch!“