Nachdem ich einen anständigen Beruf erlernt habe (Augenzwinkern), wurde ich damals gleich einmal Betriebsrat. Nach Absolvierung der Sozialakademie wechselte ich in die Gewerkschaft der Privatangestellten und war dort relativ rasch leitender Sekretär für den Bereich Sozialversicherung. Später wurde ich auch internationaler Sekretär und als Lore Hostasch Präsidentin der Arbeiterkammer wurde, hat sie mich gefragt, ob ich als ihr Büroleiter mitgehe. Unterm Strich habe ich mehr als 2/3 meiner Lebensarbeitszeit in Interessenvertretungen verbracht und bin in beratender aber auch gestaltender Funktion oft bei Kollektivvertragsverhandlungen dabei gewesen. Daher war es für mich selbstverständlich, als mich Charly Blecha gefragt hat, ob ich nicht als Sozialberater beim PVÖ mitarbeiten möchte. Nach einiger Zeit hat mich dann Rudi Edlinger in die Landesorganisation Wien geholt, weil wir uns auch seit der Jugend kannten.
Das Entscheidende für mich ist, dass ich anderen Leuten helfen kann. Ich habe mir in meinen 45 Berufsjahren ein Netzwerk aufgebaut, aber nicht, um den eigenen Vorteil daraus zu haben, sondern immer darauf ausgerichtet, anderen zu helfen. Und dieses Netzwerk funktioniert heute noch; sicherlich auch aufgrund meiner Funktionen bei den Sozialversicherungsträgern, die ich im Auftrag des PVÖ übernommen habe. – Aber wahrscheinlich wollte ich auch einen Pensionsschock verhindern (lacht), weil es mir auch heute noch soviel Spaß macht, etwas Sinnvolles zu tun.
Das Motto des PVÖ lautet richtig – wichtig – stark. Für meine Arbeit beim PVÖ interpretiere ich es so: Richtig, weil sich hier Menschen mit gleichgelagerten Interessen zusammengefunden haben. Das ist zwar schon etliche Jahre her, also in den 60er Jahren, aber viele kannte ich ja schon durch meine Tätigkeit bei der Gewerkschaft. Ich verbinde mit dem PVÖ, dass es die größte Interessensvertretung für Seniorinnen und Senioren in Österreich ist, die nicht nur Reisen und Treffen beim Kaffee veranstaltet, sondern – und das ist für mich das wichtigste – politische aber bitte nicht parteipolitische (!) Interessensvertretung für ältere Menschen macht. Das alles drückt sich in dem Slogan richtig – wichtig – stark in Kurzform aus.
Eine Mitgliedschaft beim PVÖ darf sich nicht nur auf einen Vorteilsklub reduzieren. Das ist beliebig und austauschbar. Es gibt natürlich die Möglichkeit, die Mitgliedschaft über günstige Angebote bei Reisen, Kultur oder Sport, zu präsentieren. Ich überzeuge die Menschen lieber damit, dass ich ihnen Antworten geben kann, wenn sie mit Fragen kommen, gerade was die Sozialversicherung und den jährlichen Steuerausgleich betrifft. Das ist ein sehr komplexes Gebilde ich sage dann: „Ja, ich kann dir helfen. Ja, ich kann dich beraten. Ja, ich kann dir helfen, den Steuerausgleich zu machen. – Das geht aber nur, wenn du Mitglied beim PVÖ bist.“ Das betrifft natürlich alle unsere Beratungsleistung. Gerade beim Steuerausgleich und der Sozialversicherung kennen sich die Menschen nur bedingt aus und sie brauchen jemanden, der sie bei der Hand nimmt und ihnen hilft. Manchmal ist es dann nur ein längeres Gespräch. Es kann aber auch sein, dass wir gleich zielgerichtet bei den Sozialversicherungsträgern nachfragen.
Oft haben wir Fragen zum Pflegegeld. Die Leute wollen wissen, ob sie Anspruch haben und wie hoch dieser ist. Da gibt es oft einen grundlegenden Irrtum. Viele glauben, dass man Anspruch auf Pflegegeld hat, nur weil der Ehemann gerade 80 geworden ist. Nein, das Alter ist kein Kriterium, es ist die Pflegebedürftigkeit, die Betreuungsbedürftigkeit, die zählt. Auf der anderen Seite erlebt man aber auch viele eigenartige Dinge in der Bewertung. Hier können wir ebenfalls ganz konkret Hilfe anbieten und bei Notwendigkeit Personen in erster Instanz durch unseren Vertragsanwalt vertreten lassen.
Berufstätigen sage ich, dass sie auch beim PVÖ Mitglied sein können, auch wenn sie vielleicht vorerst nur das Angebot für Reisen, Sport oder Kultur annehmen. Irgendwann kommen sie dorthin, dass sie den PVÖ als Interessensvertretung brauchen (lacht).
In der kurzen Zeit, die ich aktiv in einem Bezirk miterlebt habe, waren vor allem Kaffee und Kuchen, aber auch Spiele, wo man kleine Preise gewinnen konnte, sehr beliebt. Schwierig wird es, wenn man in den Bereich der politischen Angebote geht. Das hängt aus meiner Sicht zum Teil auch mit der Größe der Ortsgruppen zusammen. Bei den größeren kann man wahrscheinlich hin und wieder einen Vortrag zu den Themen Pflege oder Sozialpolitik anbieten. Bei den kleinen Gruppen funktioniert das nicht so gut. Die Funktionärinnen und Funktionäre in Präsidium und Vorstand unserer Landesorganisatin repräsentieren zwar alle Facetten des PVÖ, aber sicherlich nicht die Mehrheit der derzeitigen Mitglieder, die zum Nachmittagskaffee kommen. Insofern ist es schwierig, Informationen abseits von Kultur, Sport, Reisen und gesellschaftlichen Ereignissen weiter zu vermitteln.
Es gibt durchaus Bereiche, wo man alle zwei Jahre ohne weiteres einen großen Saal zum Thema „Sozialpolitik und deren Bedeutung mit den Pensionistinnen und Pensionisten“ voll bekommt, und wo dann auch viele gute Diskussionen entstehen. Dabei wird aber die Parteipolitik bewusst ausgeklammert und es geht eher um Konsumentenpolitik, Sozialpolitik und so weiter.
Mein persönliches Thema ist die Mitarbeit im Sozialausschuss des PVÖ. Das Thema Pflege ist mir als pflegender Angehöriger besonders wichtig. Der PVÖ engagiert sich hier sehr und man muss darauf aufmerksam machen, dass es einen großen Unterschied zwischen Pflege und Betreuung gibt.
Wir sollten für die Zukunft unsere Strukturen in Wien überdenken, z.B. durch Zusammenlegungen kleiner Ortsgruppen, damit wir wieder schlagkräftiger werden. Wir müssen uns überlegen, ob wir mit Kaffeekränzchen auch die Menschen ansprechen können, die wollen, dass wir uns für ihre Rechte und ihre Pensionen einsetzen. Und was mir auch aufgefallen ist: eingeschworene Runden nehmen nicht gerne neue Mitglieder auf. Diesbezüglich brauchen wir wahrscheinlich auch andere Ansätze in der Betreuung unserer Mitglieder vor Ort.