Michael Glanz, Vorsitzender PVÖ-Margareten
Interessensvertretung

© PVÖ Wien | Schedl

Michael Glanz | Jahrgang 1948 | Mitglied seit 2010

Vorsitzender | PVÖ-Margareten

Ich bin gelernter Tischler und komme aus der Gewerkschaftsjugend. Bereits 1964 habe ich eine Jugendgruppe geleitet bei der Bau/Holz. Das hat sich dann weiter gezogen und ich habe die Gewerkschaftsschule und die Sozialakademie der Arbeiterkammer Wien besucht. Unter anderem war ich knapp zwanzig Jahre im Bereich Lehrlings- und Jugendschutzes der Arbeiterkammer Wien. Später als Bezirksrat in Margareten wurde ich Seniorenbeauftragter des Bezirks und so habe ich dann auch den Vorsitz im Bezirk beim PVÖ übernommen.

Mich motiviert bei meiner Arbeit das Zuhören und der Umgang mit den älteren Menschen. Das ist deshalb so wichtig, weil der älteren Generation nicht so, wie es wünschenswert wäre, zugehört wird. Die ältere Generation, also die Personen ab 60+ umfasst in Österreich ca. zwei Millionen Menschen, was immerhin ungefähr 25% der Bevölkerung sind. In der Politik wird das nicht automatisch vertreten, daher braucht es als Regulativ die Freiwilligenorganisationen, die sich um die Interessensvertretung dieser wichtigen Bevölkerungsgruppe kümmert. Ich mache das sehr gerne, vor allem weil sich ja das Bild in Bezug auf das Thema des Alt-Seins gewandelt hat.

Selbständig so lange es geht!

Die alten Menschen, also die über 60 sind nicht hilflos oder müssen befürsorgt werden. Früher war das vielleicht so. Mein Chef war mit 65 Jahren ein Greis, müde und abgearbeitet. Der hat sich gefreut, wenn er dann ins Pensionistenheim durfte, das war ja luxuriös wie ein Hotel! Heute wollen die Menschen so lange wie möglich zu Hause in der vertrauen Umgebung bleiben.

Ich bin 73 Jahre alt und ja, ich habe meine Wehwehchen, aber ich fühle mich nicht alt und hilflos und will in meinen eigenen vier Wänden bleiben! Was ich aber brauche, ist beispielsweise jemand, der einmal in der Woche kommt und Staub wischt, wo ich nicht mehr raufsteigen möchte. Oder Hochbetagte wollen oft nur eine Begleithilfe und weiter nichts. Der FSW bietet zwar sehr viel an, aber es ist nicht so niederschwellig und einfach, wie es die Senior*innen brauchen, weil es wie gesagt ja nur um die kleinen Dinge des Alltags geht.

Wir hier im PVÖ machen wir unsere Arbeit ehrenamtlich. Das ist der große Luxus, den wir uns derzeit noch leisten können, weil wir auf dem aufsetzen, was viele vor uns schon erwirkt haben - nämlich für Pensionen gekämpft, die ein würdevolles Leben im Alter zulassen. Wir müssen also nicht mehr arbeiten, um unseren Unterhalt zu verdienen, sondern sind in Pension. Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen scheint es daher wichtiger denn je zu sein, sich als Interessenvertretung auch für die zukünftigen Generationen einzusetzen.

Beim PVÖ-Margareten sind wir eine Gemeinschaft, die sich jeden Dienstag zwischen 15.00 und 17.00 Uhr trifft. Dort tauschen wir uns aus, hören uns zu, finden heraus, wo im Bezirk bei den Seniorinnen und Senioren der Schuh drückt und schauen auch, wo wir zum Zusammenleben im Bezirk mit den Nicht-Senior*innen etwas beitragen können.

Das Motto des PVÖ lautet richtig – wichtig – stark.

Wichtig ist der PVÖ deshalb, weil wir, die Alten, eine Interessensvertretung brauchen. Wir sind in erster Linie keine Freizeitgruppe, bei der nur geplaudert oder Karten gespielt wird. Der PVÖ ist für die Senior*innen das, was die Gewerkschaften für die Arbeitnehmer*innen sind. So gäbe es ohne den PVÖ, der als stärkste Interessensvertretung der Senior*innen gilt, beispielsweise keine Pensionserhöhungen, weil das ja niemand sonst vertreten würde. Die, die in Pension sind, und keine Möglichkeit haben, mehr Geld zu „verdienen“ aber trotzdem den Preissteigerungen ausgesetzt sind, brauchen eine Instanz, an die sie sich wenden können und die sich für sie einsetzt. Die Verhandlungen bei den Pensionen sind genauso harte Kämpfe wie bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen der Gewerkschaften – freiwillig will niemand dafür zahlen.

Richtig trifft auf den PVÖ insofern zu, weil es ja sonst keine Institution gibt, die sich ernsthaft darum kümmert. Wer sollte das machen, ein 35-jähriger Bundeskanzler, der schon von Start weg ein privilegiertes Umfeld erfahren durfte, versteht wohl kaum, wie es den älteren Menschen geht. Ich finde es bedauerlich, dass die Älteren nicht in den politischen Gremien vertreten sind und kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum man zwei Millionen BürgerInnen ausschließt. – Nur weil sie älter sind? Sie sind ja nicht hilflos!

Stark kann der PVÖ weiterhin nur dann sein, wenn sich genügend Mitglieder dieser Bewegung anschließen, dann sind wir, die Alten, nicht zu übersehen. Viele ehemalige politische Mandatar*innen sind bereits in den Bezirksorganisationen tätig und ich lade alle noch aktiven Mandatar*innen ein, schon jetzt dem PVÖ beizutreten, denn irgendwann sind auch sie alt – das kann man nur vermeiden, indem man jung stirbt.

Mitmachen und Mitglied werden!

Der Eintritt in den PVÖ läuft bei uns in Margareten meist über Aktivitäten. Als wenn wir einmal im Monat einen Ausflug oder eine Exkursion organisieren, interessiert das die Menschen und sie nehmen teil. Dort haben wir dann die Möglichkeit, uns auszutauschen und die Themen, die die Menschen beschäftigen, zu diskutieren und sie dann in weiterer Folge bei der Lösung ihrer Anliegen zu unterstützen. Ein Problem stellt allerdings der „personelle Nachwuchs“ dar, weil „alt“ sehr negativ besetzt ist. Die Leute sagen, ja ich bin 60 aber ich bin ja nicht alt! Das ist ein Problem und wir müssen daher schauen, dass unser Angebot so differenziert ist, dass sich alle Pensionistinnen und Pensionisten also zwischen 60 und 103 – so alt ist unsere Älteste – bei uns wohlfühlen und mitmachen.

Unsere Kassierin ist beispielsweise sehr sportlich und bietet daher auch viele Aktivitäten diesbezüglich an. Wir arbeiten auch mit Unternehmen zusammen, die spezielle Angebote für Senior*innen haben. Wichtig ist uns, dass die Menschen in Bewegung bleiben – körperlich wie auch geistig. Mit sportlichen Aktivitäten, Ausflügen aber auch Kaffeerunden, die einen aktiven Tag abschließen, gelingt uns das ganz gut.

Die Digitalisierung birgt viel Potenzial für die Weiterentwicklung des PVÖ!

Wir haben seit 30 Jahren im Bezirk auch einen Computerclub, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut. Die Digitalisierung also die EDV muss vorangetrieben werden, weil kein Weg daran vorbei führt. Alle unsere Mitarbeiter*innen im Bezirk haben glücklicher Weise eine E-Mail-Adresse und wir nützen auch Chatdienste am Smartphone. Das ist sehr einfach für uns in der Kommunikation. Anfang der 70er Jahre habe ich mir auch gedacht, dass ich den Umgang mit einem PC auch nicht mehr lerne und habe es aber aus beruflichen Gründen machen müssen. Es ist ja dadurch heute alles viel einfacher und diese Vorteile muss man hervorkehren. Vielen würde ein sicherer Umgang mit elektronischen Kommunikationsmedien helfen, alleine wenn man das Chaos mit den Impfterminen während der Pandemie beobachtet hat. – Ein Beispiel dafür, dass die Regierung wieder nicht an alle Menschen im Land gedacht hat, nämlich an die, die keine elektronischen Geräte bzw. einen Zugang dazu haben.

Als PVÖ müssen wir helfen und dürfen niemanden zurück lassen!

Mein Ziel ist es daher, mich verstärkt für die digitale Signatur einzusetzen, denn ältere Menschen sind mündige Wähler*innen und sollen auch Volksbegehren von zu Hause aus unterschreiben oder aber auch ihre Behördenwege so einfacher erledigen können – das wird ohnedies die Zukunft sein.

Im Bezirk gibt es den „Handy-Tag“ für die Senior*innen, was von der Bezirksvorstehung organisiert wird. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass man sich dort melden kann, wenn man sich mit dem Handy nicht auskennt. – Das wollen wir im PVÖ den Mitgliedern auch anbieten.

Kontaktdaten

PVÖ Margareten

Beratung & Information: Dienstag 15 bis 16.30 Uhr | Adresse: 1050 Wien, Kohlgasse 27 | Telefon: +43 1 53427 DW 1050 | E-Mail: glanzmichael(at)hotmail.com

PVÖ-Margareten