"Wir dürfen nicht zulassen, dass weitere Teile der Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich in die Armutsgefährdung rutschen - denn genau das wird passieren, wenn die jüngsten Forderungen von Industriellenvereinigung, einzelnen Wirtschaftsforschern, den NEOS , der Agenda Austria und der ,Aktion Generationengerechtigkeit‘ umgesetzt werden", betonte Kostelka. Diese verlangen u.a. eine Rücknahme der „zu teuren Reformen der letzten Jahre" bzw. dass bei zukünftigen Pensionsanpassungen „Überanpassungen kompensiert werden". Das würde bedeutet: Künftige Anpassungen unter der Teuerungsrate vorzunehmen. Kostelka erinnerte daran, dass es gerade die PensionsbezieherInnen waren, die eineinhalb Jahre lang die Extrem-Teuerung von teilweise über 10 Prozent eineinhalb Jahre vorzufinanzieren hatten.
Gefordert wird von den Wirtschaftsforschern überdies eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters auf 67 Jahre sowie „mehr Vorsorge durch eine kapitalgedeckte 2. Säule bei gleichzeitiger Redimensionierung der 1. Säule". Und das alles im Sinne einer „gerechteren Neuaufteilung der Kosten für das Pensionssystem".
Pensionssystem darf kein Aktien-Roulette-Spiel werden
„Was daran gerecht sein soll, wenn man hart erkämpfte Maßnahmen zugunsten der älteren Menschen streichen und das Pensionssystem in ein Aktien-Roulette-Spiel umwandeln will, erschließt sich mir nicht", so der Präsident der größten Interessenvertretung der älteren Generation in Österreich. Denn ein kapitalgedecktes System sei, wie schon der Name sagt, stark von der Entwicklung der Kapitalmärkte abhängig. Was sich insbesondere in Krisenzeiten oder bei hoher Inflation mit dramatischen Pensionskürzungen bemerkbar macht. Pensionistinnen und Pensionisten in Ländern mit solchen Pensionssystemen (wie etwa Schweden) mussten diesbezüglich bereits massive Verluste hinnehmen. Verluste, die sich niemand für die ältere Generation wünschen könne - und die teilweise letztlich auch wieder der Staat ausgleichen musste. Etwas, was die Industriellenvereinigung, Agenda Austria und Co. gerne verschweigen.
Beim Pensionsalter fordert der Pensionistenverband, dass „zuallererst eine altersgerechte Arbeitswelt geschaffen werden muss, um längeres Arbeiten überhaupt erst möglich zu machen - davon sind wir meilenweit entfernt und deshalb schaffen es die wenigsten, bis zum gesetzlichen Pensionsalter zu arbeiten. Daran erkennt man ja, wo angesetzt werden müsste“, heißt es aus dem Pensionistenverband.
“Ältere Menschen sind ein Wirtschaftsfaktor, kein Kostenfaktor”
„Man tut immer so, als würden die Pensionistinnen und Pensionisten ausschließlich einen Kostenfaktor darstellen - aber genau das Gegenteil ist der Fall“, betont Kostelka: „Ganze Branchen leben von älteren Menschen - 50 Milliarden Euro fließen durch Einkauf und Konsum der älteren Generation in unsere Wirtschaft, die Steuer- und Beitragseinnahmen betragen rund 20 Milliarden Euro jährlich. Die Pflege- und Betreuungsarbeit von Angehörigen ist mit 6 Milliarden Euro jährlich zu bewerten. Und2,5 Milliarden Euro erspart sich unsere Gesellschaft durch ehrenamtliche Tätigkeiten dieser Bevölkerungsgruppe - das alles wird nur leider immer dann vergessen, wenn ans Kürzen gedacht wird."
Wifo-Studien nicht unumstritten
Basis für die Pensions-Kahlschlagvorschläge sind Prognosen der Alterssicherungskommission und eine Studie des WIFO - für beide zeichnet im Übrigen ein und derselbe Studienautor verantwortlich. Unumstritten sind diese Werke jedoch nicht. Die Annahme der Berechnungen ist laut Experten der Arbeiterkammer fragwürdig, weil darin die krisenhaften Szenarien der vergangenen Jahre einfach fortgeschrieben wurden. In der Langzeitprognose zeige sich dennoch, dass die Kosten für die Pensionsaufwendungen bis 2070 eben nicht exorbitant steigen werden. Das habe bereits der Ageing-Report der EU-Kommission - eine länderübergreifende Prognose der europäischen Pensionssysteme bis 2070 - Anfang des Jahres gezeigt, so Kostelka.
Klares "Nein" zu Verschlechterungen im Pensionssystem
Der Pensionistenverband wird mit aller Kraft gegen die angedachten Pensionskürzungen, dieser Rotstiftmentalität und allen Verschlechterungen auftreten: Gegen eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters ebenso wie gegen die Idee, aus Budgetgründen die jährliche Inflationsanpassung der Pensionen einzuschränken - und auch gegen einem Umbau vom Umlagesystem auf ein Kapitalsystem.
Mit diesen Standpunkten ist der Pensionistenverband im Übrigen nicht allein. Kostelka: „Das ist auch die Position des gesamten Seniorenrats, in dem alle Pensionistenvereinigungen vertreten sind, und dem auch der ÖVP-Seniorenbund mit seiner Präsidentin Ingrid Korosec angehört."