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© Stadt Wien PID | David Bohmann

Kurzparkzone, Versorgung im Alter, Entlastungspaket der Stadt Wien

Diese Themen beschäftigen die Seniorinnen und Senioren in Wien. Der PVÖ hat deshalb den Wiener Bürgermeister zum Gespräch eingeladen.

Dr. Michael Ludwig geht spricht mit uns über das Wiener Entlastungspaket ein, die Notwendigkeit der flächendeckenden Kurzparkzonen und gibt einen Ausblick auf die künftige Gesundheitspolitik und Versorgung im Alter in Wien.

PVÖ: Die Seniorinnen und Senioren beschäftigt zurzeit vor allem eines – die extreme Teuerungsrate! Beim Pensionistenverband laufen die Telefone heiß, weil viele Menschen plötzlich mit extrem erhöhten Kosten bei Energie und Lebensmitteln konfrontiert sind. Welche Unterstützungen gibt es dazu seitens der Stadt?

Die historisch noch nie so dagewesenen Energiepreissteigerungen, die durch den Ukraine-Krieg jetzt noch weiter angeschürt werden, stellen eine große Belastung für viele Wiener*innen dar. Als in der Bundesregierung noch über die Machbarkeit von Unterstützungsleistungen diskutiert wurde, hatte Wien bereits ein fix fertiges Paket geschnürt und auf den Weg gebracht, die Wiener Energieunterstützung Plus. Diese kommt auf die ohnehin schon existierende Wiener Energieunterstützung oben drauf, weil in dieser besonderen Situation die bisherigen erfolgreichen Maßnahmen der Stadt zur Bekämpfung von Energiearmut nicht mehr ausreichen. Deshalb nimmt Wien 124 Millionen Euro in die Hand, um die Menschen spürbar zu entlasten. Das bedeutet für Wiener*innen, die die Preissteigerungen besonders spüren 200 Euro im Jahr extra. Wiener*innen bekommen das Geld noch im zweiten Quartal 2022 unabhängig von der Energieform sowie ohne Antrag ausgezahlt. Insgesamt profitieren mehr als 262.000 Menschen in unserer Stadt, darunter auch 42.000 Menschen mit Mindestpension, 40.000 Menschen mit Wohnbeihilfe oder auch die 21.000 Pensionist*innen in der Mindestsicherung. Unbürokratisch, schnell und effektiv: So helfen wir den Wiener*innen, wenn sie es am dringendsten brauchen.

© Stadt Wien PID | David Bohmann

PVÖ: Gerade jetzt und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass alles teurer wird, verärgert die autofahrenden Seniorinnen und Senioren die flächendeckende Kurzparkzone in Wien. Wir hören immer wieder, dass bestimmte Aktivitäten, wie ein Besuch an der Neuen Donau in der Lobau mit Campingbett und Kühltasche, oder die freiwillige Hilfe für eine Freundin, die man mit dem Auto zum Arzt führt, nun aufgrund der erhöhten Kosten nicht mehr verkraftbar sei. Wird es hier Ausnahmeregelungen geben?

Das flächendeckende Parkpickerl ist ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz in unserer Stadt und funktionierte bislang in 18 Bezirken sehr gut und seit 1. März nun auch in den restlichen Bezirken – der Verkehr nimmt merklich ab und es gibt mehr Platz für die Wienerinnen und Wiener. Um den Erholungssuchenden im Bereich der Donauinsel entgegenzukommen, wurde entlang der Raffineriestraße unterhalb des Biberhaufenweges sowie am Dechantweg beim Eingang in den Nationalpark Donauauen-Lobau eine Sonderregelung verordnet. Dort gilt von Montag bis Freitag eine Kurzparkzone von 8:00 bis 11:00 bei einer maximalen Abstelldauer von zwei Stunden. Damit werden vor allem Wochenpendler*innen und andere „Parkpickerlflüchtlinge“ davon abgehalten ihr Fahrzeug dort abzustellen. Badegäste können mit ihrem Auto anreisen. Grundsätzlich wird von Ausnahmen abgesehen, denn die Erfahrung der letzten Jahre zeigt ganz klar: Überall wo es Ausnahmen gab (wie in Ottakring oder auch in Penzing) nützten Pendler*innen die Flächen und es gibt keinen Platz für die Anrainer*innen. Wien setzt auf den weiteren Ausbau der Öffis, die vorbildlich funktionieren und zu so günstigen Preisen, die man europaweit sucht.

© Stadt Wien PID | David Bohmann

PVÖ: Abschließend wollen wir gerne noch einen Blick in die Zukunft wagen. In knapp 10 Jahren wird ein Viertel der Stadtbevölkerung über 60 Jahre alt sein. Wie wird die Stadt Wien mit dieser Situation umgehen? Gibt es dazu schon konkrete Überlegungen?

Während anderswo pandemiebedingt die Investitionen in die Gesundheitsversorgung stagnieren oder reduziert werden, geht Wien einen anderen Weg. Ausbauen, zusätzlich investieren und modernisieren. Das ist unser Verständnis von Gesundheitspolitik in der Krise. Das Ziel ist, die Gesundheitsversorgung für die Wiener*innen, die ihr Leben lang einen Beitrag für unsere Stadt geleistet haben, ein gutes Altern mit hervorragender Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. So haben fünf Erstversorgungsambulanzen (EVA) bereits ihren Betrieb aufgenommen. Die ersten beiden EVA wurden in Favoriten und im AKH in Betrieb genommen. Die beiden anderen in Floridsdorf und Ottakring und die fünfte in der Donaustadt. Sie werden von den Patient*innen sehr gut angenommen und fast 80% von ihnen können noch vor Ort diagnostiziert und behandelt werden.

Im niedergelassenen Bereich wird die Versorgung ebenso ausgebaut: Sechs Primärversorgungszentren (PVE) sind in Wien in Betrieb, bei vier werden die Verträge gerade abgeschlossen und sechs weitere wurden noch 2021 ausgeschrieben. Das ist das Modell der Zukunft der interdisziplinären Zusammenarbeit von Allgemeinmedizin, Pflege, Gesundheits- und Sozialberufen und längeren Öffnungszeiten. Ich freue mich, bereits jetzt schon anzukündigen, dass ein fünftes PVE in Margareten noch im Herbst öffnen wird.

Eine große Herausforderung in Wien ist – wie überall – die Sicherung und der Ausbau der Pflege. Wir werden in Wien auch in Zukunft ein breites Angebot bieten – individuell abgestimmt und für alle leistbar. Die Stadt und ihre Partner unternehmen große Anstrengungen, um den Bedarf an Plätzen und Pfleger*innen zu sichern. In den kommenden 25 Jahren investieren wir mehr als 1,1 Milliarden Euro in die Ausbildung und so können wir die Zahl der Ausbildungsplätze in der Pflege bis 2026 nahezu verdoppeln. Damit können wir nicht nur die kommende Pensionierungswelle in der Pflege ausgleichen, sondern auch die Betreuungsleistungen steigern. In Wien muss sich niemand sorgen machen, dass im Alter nicht auf sie geschaut wird. Zusammenhalt ist das, was unsere Stadt groß gemacht hat, gerade, wenn die Wienerinnen und Wiener es dringend brauchen.